Schadstoffe in Innenräumen

Die Luft in unseren Wohnräumen, wo manche (besonders alte Menschen, Kranke und Kleinkinder) 90 % ihrer Zeit verbringen, ist ins Gerede gekommen. Zum einen durch eine schier unglaubliche Vielzahl von Chemikalien, die aus Baustoffen, Möbeln, Bodenbelägen, Anstrichmitteln, usw. in unsere Atemluft gelangen und zum anderen durch unsere „dichten“ Räume mit minimalen Luftwechselraten.

Die Luft ist unser wichtigstes Lebensmittel. Dies hat aber noch nicht zu den nötigen Konsequenzen geführt.

Es gibt rund 100.000 verschiedene chemische Einzelstoffe und mehr als 12 Millionen publizierte chemische Mixturen. Davon sind erst 4000 arbeits-medizinisch untersucht und nur für gut 400 sind Grenzwerte für den Arbeitsplatz festgelegt, die sogenannten MAK-Werte (Herausgegeben von der DFG).

Die Vielzahl der Stoffe führt zu einer Vielzahl von Symptomen und Krankheits-bildern, die oft unspezifisch und nur äußerst schwer zuzuordnen sind. Die Gesamtheit dieser Symptome wird Sick-Building-Syndrom genannt.

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Einige Schadstoffe im Einzelnen:

FORMALDEHYD (HCHO)

Schon 1992 sorgte der „Stern“ für großes Aufsehen mit dem Artikel: „Krank durch Billy“. Das Allerweltsregal sorgte durch seine HCHO-Ausgasungen für gesundheitliche Probleme bei den Käufern.

Damit war HCHO wieder im Gespräch. Schon in den 70er Jahren kam der Verdacht auf eine krebserzeugende Wirkung von HCHO auf.
Es wirkt:

  • im Tierversuch krebserzeugend
  • lokal reizend auf Schleimhäute und Atemwege
  • allergisierend
  • es ruft Befindlichkeitsstörungen und Kopfschmerzen hervor

Seit 1980 gibt es eine Richtlinie die die HCHO-Ausgasung im Innenbereich begrenzen soll. (E1-Richtlinie = <= 0,1 ppm Formaldehyd in der Raumluft).

Vor allem bei Leim- und Sperrhölzern, verleimten Parkettdielen, OSB-Platten und Laminatböden sowie Holzwerkstoffen, die mit säurehärtenden Lacken behandelt wurden, der Grenzwert für das Verbot des Inverkehrbringens, bestimmt nach EN 717/2 für beschichtete Holzwerkstoffe und Leimhölzer, erreicht oder über­schritten.

Nach wie vor ein Problem ist Formaldehyd in Fertighäusern, insbesondere der 60er, 70er und frühen 80er Jahre.

Sanierungsmaßnahmen bei Formaldehydbelastung:

  • abdichtende Maßnahmen
  • chemische Behandlung
  • entfernen der Emittenten
  • aufstellen von HCHO „fressenden“ Produkten (z.B.: Pflanzen, Wolle)

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Lösemittel und leichtflüchtige organische Substanzen (VOC)

Lösemittel unterschiedlichster Art und Zusammensetzung werden in Klebern, Farben, Lacken, Verdünnern, Reinigern, Schäumen, Dämm- und Kunststoffen sowie in Tapeten und Teppichen eingesetzt.

Zu nennen sind u.a. Benzol, Toluol, Xylol, alle Alkohole, Amine, Benzine, Ether, Ester, Glykole, Ketone, Terpene, alle aliphatischen, aromatischen und chlorierten Kohlenwasserstoffe, …. Sie gasen aus, verbinden sich mehr oder minder schnell mit der Luft und verschwinden, wenn reichlich gelüftet wird, relativ zügig (oft, nicht immer!).

Lösemittel schädigen das Nervensystem, einige haben krebserregende und fruchtschädigende Wirkungen, andere schädigen Leber, Nieren, Blut oder führen zu Allergien, Früh- und Fehlgeburten. Erste Symptome sind z.B. Kopfschmerzen, Sehstörungen, Atemwegs- und Schleimhautreizungen, Gliederschmerzen, Schwäche und Schwindel.

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BIOZIDE und andere schwerflüchtige organische Stoffe

Biozide umfassen diverse Substanzklassen, die häufig als Holzschutzmittel-bestandteile (Pentachlorphenol (PCP), Lindan, Dichlofluanid,…) verwendet werden. Das sind u.a. Pestizide, Insektizide, Fungizide, Herbizide. Dazu gehört aber auch die Gruppe der polychlorierten Biphenyle (PCB), die sich z.B. als Weichmacher in Dichtungsmassen oder Maschinenölen verstecken.
Hinzu kommen noch die Flammschutzmittel, z.B. die chlorierten Phosphorsäure-ester (TCEP Tris-(2chlorethyl)phosphat).

VORKOMMEN:

  • Holzschutzmittel
  • Teppiche (Mottenschutz)
  • Ledermöbel, Sisal, Kokos
  • Mottenkugeln, Insektenpapier und –sprays
  • Substanzen, die beim Kammerjäger Verwendung finden
  • Pflanzenschutzmittel in Landwirtschaft und Gärten
  • Spanplatten (durch die Hintertür aus Abfallholz)

Sie sind hochgiftig, einige auch krebserregend, erbgut- und fruchtschädigend. Die Schwerflüchtigen greifen das Nervensystem an, schädigen Leber und Nieren, u.v.m.

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Weichmacher (Phthalate) sind mehr oder minder leichtflüchtig. Phthalate werden als Weichmacher in Kunststoffen, insbesondere in Weich-PVC, in großen Mengen seit über 40 Jahren verwendet. Weltweit werden jährlich mehrere Millionen Tonnen Phthalate produziert. Weitere Verwendung finden Phthalate in Lacken, Klebstoffen, in der Kosmetikindustrie sowie im medizini­schen Bereich. Aufgrund des weiten Anwendungsgebiet sind sie mittlerweile in allen Wohnräumen nachweisbar (Hausstaub und Raumluft). Hauptquellen für Innenraumluft-belastungen dürften in der Regel PVC-Fußbodenbeläge und ‚Vinyl­schaumtapeten‘ sein. Gesundheitliche Auswirkungen werden seit Jahren diskutiert. Verdachtsmomente bestehen für zentralnervöse Effekte, Störungen des Immunsystems und Fortpflanzungsstörungen. Weiterhin gibt Hinweise darauf, daß bestimmte Phthalate hormonähnliche Wirkungen im Körper verursachen. DEHP ist von der amerikanischen Umweltbehörde EPA als wahr­scheinlich beim Menschen krebserzeugend eingestuft (Gruppe B2).


Zu den Konservierungsmitteln gehören vor allem Isothiazolinone und Parabene, die z. B. in Kosmetika und Farben eingesetzt werden und Allergien auslösen können.

Hinzu kommen noch die Flammschutzmittel, z.B. die chlorierten Phosphor­säure­ester (TCEP Tris (2chlorethyl)phosphat). Sie finden Einsatz in PU-Schäumen, Farbanstrichen und Tapeten. Neben den beschrie­benen Reizwirkungen ist diese insbesondere problematisch, weil TCEP mittlerweile in Deutschland als krebserregend (K2) eingestuft ist. Ein weiterer Phosphorsäureester der in Innenräumen von Relevanz ist, ist das Tris(2-butoxy­ethyl)phosphat (TBEP), das in rutschhemmenden Fußbodenpflegemitteln eingesetzt wird.

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PAK (Polycyclische organische Kohlenwasserstoffe) sind innenraumhygienisch relevant vor allem durch den Einsatz von Steinkohlenteer als Parkettkleber bis Ende der 60er Jahre. Weitere Quellen sind Teeranstriche und der Einsatz von Teerölen als Holzschutzmittel (Carbolineum), das verbietet die Teerölverbots-verordnung von 1991. Eine Besonderheit ist das Naphthalin, das früher als Mottenschutzmittel eingesetzt wurde. Wegen seines muffigen Geruchs und seiner krebserregenden Eigenschaften wird es seit Jahren nicht mehr verwendet.

PCB (Polychlorierte Biphenyle) wurden in Innenräumen insbesondere

durch Fugendichtmassen, Lacke, Farben und Kondensatoren, eingebracht. Verdächtig sind insbesondere öffentlichen Bauten der 60er und 70er Jahre. Es konnten jedoch wenn auch relevante Konzentrationen an PCB bei Wohngebäuden in Plattenbauweise festgestellt werden (alte Bundesländer). Die Stoffgruppe der PCB besteht aus 209 unterschiedlichen Substanzen (Kongeneren), wobei in der Praxis technische Gemische unterschiedlichster PCB eingesetzt werden. Die schwerer flüchtigen PCB werden hauptsächlich über die Nahrung aufgenommen und reichern sich im Fettgewebe an.

Anorganische Verbindungen, als deren Hauptvertreter Metalle, Schwermetalle und Fluorid zu nennen sind. Metalle/Schwermetalle werden zur Holzimprägnierung und in Farben eingesetzt, Fluorid fast ausschließlich zur Holzbehandlung.

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